Dr. phil. Rupprecht Weerth

Mit dem Satz „Kompetenz beginnt im Herzen …“ * im Ohr und einem guten Gefühl wachte ich eines Morgens auf.

Kompetenz beginnt im Herzen. Denn alle weiteren, im Laufe der Zeit erworbenen, persönlichen und fachlichen Kompetenzen geben für mich nur Sinn und sind nur dann hilfreich, wenn Sie mit der Wärme und der Kraft des Herzens verbunden sind. Das gilt in der Liebe und überall dort, wo sich Menschen begegnen und etwas Gutes bewirken möchten. Also auch im Beruf, zumindest dann, wenn der Beruf gleichzeitig Berufung ist. So leitet dieser Satz mich nicht nur privat sondern auch in jeder therapeutischer Begegnung mit Ihnen.

Meine „Herzensbildung“ erfuhr ich vor allem im Elternhaus und in Begegnungen mit südamerikanischen Indianern.

Sonstige Kompetenzen

30 Jahre in fester Partnerschaft, 2 Kinder, seit 25 Jahren in Münster

  • Diplom-Pädagoge, European Certificate of Psychotherapy (ECP), Heilpraktiker, Doktor der Philosophie
    NLP-Therapeut und Supervisor (DG-NLPt), Master Coach (DVNLP), ROMPC®-Therapeut, Counselor (BVPPT), Emotionally Focused Couple Therapist (EFT), Verhaltenstherapeut (für Kinder und Jugendliche), außerdem Ausbildung in systemischer Kurzzeittherapie (u.a. nach Steve de Shazer)
  • Psychotherapie- und Coaching-Praxis (seit 1987) – erst in Heidenheim an der Brenz, dann in Münster, seit 2009 in Rinkerode bei Münster
  • Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neuro-Linguistische Psychotherapie (DG-NLPt)
  • Familienberater und Therapeut im Kinderdorf „Lipperland“ (1992 bis 1996)
  • Gründer und langjähriger Leiter eines NLP-Ausbildungsinstitutes in Münster (1994 bis 2015):
    Institut für systemische Kommunikation und Veränderung
  • Autor des NLP-Standardwerkes „NLP & Imagination“, Veröffentlichung diverser Fachartikel, u.a. „Rapport und Beziehung in der Neuro-Linguistischen Psychotherapie“
  • Hobby: Indianische Welt-Musik (seit 13. Lebensjahr), u.a. in den Gruppen Ruphay, Wayra Kuna und Aka Pacha
  • Genauere Angaben zu meinen fachlichen Qualifikationen, soweit diese denn überhaupt durch Zertifikate belegbar sind, finden Sie im Impressum, gewissermaßen im Kleingedruckten.

Wie ich Therapeut wurde

Dieses Kapitel ist etwas länger und sehr persönlich. Sie können es gerne überspringen, weil es für Sie als Interessent*in an einer Psychotherapie bei mir höchstens indirekt von Bedeutung ist. Also bitte nur lesen, wenn Sie zu den Menschen gehören, für die es wichtig ist, ein wenig mehr über denjenigen zu erfahren, dem Sie sich vielleicht bald anvertrauen möchten. (Ich selbst würde es wissen wollen, es würde meine Entscheidung erleichtern.)

Aufgewachsen bin ich im kleinen, westfälischen Städtchen Detmold.

Mein Großvater väterlicherseits war dort Lehrer. Er hatte sich schon früh und deutlich gegen den, sich immer weiter ausbreitenden Nationalsozialismus positioniert. Wenig später erfuhr er dann aus der Zeitung (!), dass er „aus Gesundheitsgründen“ seine vorzeitige Pensionierung beantragt und dass die Landesregierung diesem Gesuch stattgegeben habe. So einfach war es in jener Zeit, unliebsame Stimmen mundtot zu machen!

Mein Vater war Mathelehrer, interessierte sich aber vor allem für philosophische Themen und Musik. Gleich nach dem zweiten Weltkrieg wurde er – noch ganz ohne eigene Unterrichtserfahrung, nur aufgrund seiner wohl deutlich erwiesenen Ablehnung gegenüber jedem nationalsozialistischem Gedankengut – in Berlin zum „Bezirksschulrat“ ernannt, um dort die Schulen des Stadtteils Wilmersdorf wieder aufzubauen.

Meine Mutter hatte als „Kriegskind“ in Berlin kaum Schule gehabt und ist (vielleicht gerade deshalb) bis heute sehr offen und wissenshungrig, stets an allem interessiert, was in der Welt los ist. Darüberhinaus ist sie sehr musikalisch und psychologisch interessiert. Sie war immer für mich und meine jüngere Schwester da. Ihr Vater, also mein Großvater mütterlicherseits, den ich leider nie kennengelernt habe, war Arzt in Berlin. Während des 2. Weltkrieges hat er sich wohl fast rund um die Uhr um seine Patient*innen gekümmert und außerdem mit großem Einsatz, erfolgreich seine Familie geschützt. Nach dem Krieg reichten seine Kräfte nicht mehr aus, um gut weiterleben zu können.

Unser Haus war stets offen für andere Menschen: vor allem für Menschen ohne ein eigenes gutes Zuhause, für musikalische Menschen und für Menschen aus anderen Kulturen (Asien und Südamerika). Unser Haus war vom Keller bis zum Dachboden voller Musikinstrumente, Schallplatten und Bücher. In meiner Kindheit besaßen wir aber, aufgrund der Überzeugungen meiner Eltern, weder einen Fernseher noch ein Auto. Es wurden nur biologische Nahrungsmittel gekauft und teilweise im Garten selbst angebaut. Ich wuchs also sehr anders auf als all die anderen Kinder in der Nachbarschaft. Das war oft nicht leicht, weil ich mich ihnen nur schwer zugehörig fühlen konnte. Über die Vorabend-Serien aus dem Fernsehen, die Gesprächsstoff an der Bushaltestelle und auf dem Schulhof waren, konnte ich nicht mitreden und gehörte schon von daher nicht dazu. Dafür hatte ich aber dieses sehr lebendige und kreative Zuhause, voller Musik und Geschichten und voller interessanter Menschen aus aller Welt. Meine Eltern vertrauten mir in allem, drängten mich in keine Richtung und unterstützen mich in allem, was mir wichtig war.

Meine Liebe zur Musik der Andenländer in Südamerika entdeckte ich ab meinem 13. Lebensjahr. Ich lernte diese Musik selbst zu spielen, Flöten und Trommeln zu bauen und freundete mich mit der bolivianischen Musikgruppe Los Ruphay an. Der Leiter dieser Gruppe, Mario Gutiérrez, wurde wie ein zweiter Vater für mich. Wie meine Eltern schwamm er nicht mit dem Strom, sondern lebte für seine Ideale. Neben seiner Musik und den naturnahen Werten seiner Herkunftskultur, interessierte er sich vor allem für Heilmethoden aus aller Welt. Bis heute bin ich mit dieser Musikgruppe eng verbunden. Mit 25 durfte ich sogar Mitglied werden und bin nach einer längeren Pause seit 2014 wieder Mitglied der Gruppe.

Wie hat mich dies alles geprägt?

Das Leben ist schön. Die Welt ist unglaublich vielseitig und bunt. Sei offen, tolerant und neugierig. Bleib dir selbst und deinen Überzeugungen stets treu. Lass dich aber auch von guten Argumenten anderer überzeugen. Es könnte sein, dass du dich irrst, bleib also stets offen dafür, dass die Dinge vielleicht doch anderes sind, als du bisher dachtest. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren – das ist normal, reagiere besonnen darauf. Handele mutig aber nicht unbedacht. Lerne aus der Geschichte. Behalte einen Teil deiner Kräfte für dich selbst. Sei stets hilfsbereit, denn nicht jeder hat es so gut wie du. Teile, was du hast. Alle Menschen sind gleich wertvoll. Menschen können furchtbar sein und wundervoll sein. Menschen sind unglaublich vielschichtig und interessant. Jeder ist ein eigenes großes Universum. Finde die wundervollen Seiten in jedem. Wenn du etwas wirklich erreichen willst, stehen die Chancen gut, dass dir das auch gelingen wird. Mach das, was dir Freude macht, und mache es gut.
Auch die folgenden beiden, allgemein bekannten „Weisheiten“ habe ich von Kindes Beinen an verinnerlicht:
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“
„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Nach dem Abitur ging ich mit meiner damaligen Freundin für 2 Jahre nach Bolivien, um dort ganz in die einheimische Kultur einzutauchen. Ich erlebte kriegsähnliche Zustände während zweier Militärputsche und eine gar nicht witzige Hyperinflation. Lebte in kleinen, nur zu Fuß erreichbaren Dorfgemeinschaften ohne Wasser, sanitäre Anlagen und Elektrizität. Lernte und machte viel Musik. Studierte Mathematik an der staatlichen Universität in La Paz (UMSA). All diese Erfahrungen haben meine, schon in der Familie geprägten Werte weiter bestätigt, gefestigt und ergänzt. Die Naturverbundenheit, Fürsorglichkeit und Warmherzigkeit der Menschen im ganzen Land, vor allem aber in den kleinen Dörfern, haben mich tief berührt und ihre Spuren in mir hinterlassen. Die damals dort geschlossen Freundschaften bestehen bis Heute.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland setzte ich zunächst in Münster mein Mathematik-Studium fort. Als zweites Fach nahm ich Spanisch hinzu. Ich wollte Lehrer werden. Warum eigentlich Mathematik? Wahrscheinlich, weil mein Vater Mathelehrer war und ich es eben auch konnte. Ich wusste es halt nicht besser! Und davon, was sich hinter all den anderen möglichen Studienfächern verbarg, hatte ich keine wirkliche Ahnung. Als Pflicht-Nebenfach hatte ich Pädagogik und siehe da, es war das einzige der drei Fächer, das mir auch Freude machte. So entschied ich nach nur drei Monaten, in einer durchwachten Nacht, mich ganz der Pädagogik zu widmen. Ich hatte von nun an drei Studienfächer: Pädagogik als Hauptfach, Soziologie und Psychologie als Nebenfächer. Von diesen dreien wiederum wurde Psychologie mein Lieblingsfach. Und da damals an den Universitäten noch viele Freiheiten in der Vorlesungs- und Seminarwahl bestanden, studierte ich vor allem Psychologie und Pädagogik mit psychologienahen Themen. Meine Schwerpunkte lagen dabei von Anfang an in den therapeutischen Bereichen. Das Studium machte mir bis zum Ende viel Spaß; ich finanzierte es mit meiner Musik.

Nach dem Studium war ich dann arbeitsloser Diplom-Pädagoge. (Darum, welche Berufsaussichten ich denn mit diesem Studium haben würde, hatte ich mich im Vorfeld gar nicht gekümmert.) Als Berufseinsteiger wurde ich trotz guter Noten nicht einmal zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Also machte ich weiter Musik und brachte vielen Menschen in ganz Deutschland das Panflötespielen bei. (Auch das war eine schöne Zeit!) Beim Arbeitsamt erfuhr ich, dass für Diplom-Pädagogen das Studium alleine meistens nicht ausreichen würde, um eine Stelle zu bekommen; ich bräuchte in jedem Fall noch eine Zusatzausbildung.

Auf der Suche nach einer halbwegs für mich bezahlbaren Zusatzausbildung entdeckte ich dann das damals in Deutschland noch relativ unbekannte NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren). Nach einem Einführungswochenende war ich so begeistert, dass ich mich sofort fürs Weitermachen entschied. Von da an und bis heute begleitet mich diese Methode auf eine sehr hilfreiche Art und Weise durch mein Leben. Viele weitere Methoden kamen im Laufe der Zeit dazu (s. meine Kompetenzen oben auf dieser Seite). Jede hat ihre eigenen Stärken und Schwächen. Während meiner NLP-Ausbildung wurde mir dann relativ schnell klar, dass das therapeutische Begleiten von Menschen neben dem Musikmachen das ist, was ich besonders mag und besonders gut kann. Deshalb legte ich auch noch eine Heilpraktikerprüfung ab, denn das war in Deutschland damals eine der rechtlichen Voraussetzungen dafür, um überhaupt psychotherapeutisch arbeiten zu dürfen. Gleich danach eröffnete ich meine erste Praxis. Die Menschen kamen und sie kamen auch wieder, obwohl sie die Therapie bei mir von Anfang an selbst bezahlen mussten. Ich machte meine Sache also offenbar ganz gut und irgendwie richtig.

So hatte ich also meinen Beruf und gleichzeitig meine Berufung gefunden. Noch heute gehe ich (zumindest an den meisten Tagen) gerne in die Praxis und freue mich auf meine schon bekannten und ebenso auf die neuen Klient*innen. Im Bezug auf die schon bekannten frage ich mich auf der Hinfahrt, wie es ihr oder ihm wohl in der Zwischenzeit ergangen sein mag. Und im Bezug auf eine neue oder eine neuen Klient*in frage ich mich neugierig, wer da wohl gleich zur Tür reinkommen mag und wie ich wohl am besten hilfreich sein kann. Nach einem langen Arbeitstag fahre ich dann, durchaus erschöpft, aber meist guter Dinge wieder nach Hause.

Wenn ich auf meine Anfangsjahre als Therapeut zurückblicke, frage ich mich manchmal erstaunt, wie das von Anfang an so gut laufen konnte, wo ich doch zu Beginn nur sehr wenig methodisches Handwerkszeug zur Verfügung hatte. Ich denke schon, dass ich im Laufe der Jahre noch besser geworden bin, in dem was und wie ich es tue, aber eben nicht so viel besser, wie man vielleicht erwarten könnte. Die einzig plausible Antwort, die ich auf diese Frage gefunden habe, ist oben auf der Seite schon angedeutet. Ich vermute, dass die wesentliche Kompetenz nicht die methodische Kompetenz ist, sondern in dem liegt, was ich für mich als Kompetenz der Herzens bezeichne: verbunden mit dem aufrichtigen Wunsch, Anteil zu nehmen, zu verstehen, zu helfen und zu heilen, bzw. die Selbsheilungskräfte im Menschen zu wecken.

Wahrscheinlich ist es so, dass gelingende Psychotherapie mehr eine Kunst als ein Handwerk ist. Und wie in jeder Kunst ist das Wesentliche nicht das gute Handwerkzeug (sei es Pinsel, Leinwand oder Musikinstrument), vielmehr entsteht sie im inneren des Künstlers in ständiger Wechselwirkung mit seiner Umwelt und kommt dann, mehr intuitiv als bewusst steuerbar, aus ihm heraus. Trotzdem ist jeder Künstler auch immer auf der Suche nach noch besserem Werkzeug (schöneren Farben oder einem noch besser klingendes Musikinstrument). Beides ist also auf seine Art wichtig.

Sie haben tatsächlich bis hier hin gelesen? Vielen Dank! Über ein Feedback von Ihnen speziell zu diesem Kapitel würde ich mich sehr freuen.

Wo möchten Sie als nächstes hin?

  • Start-Seite: Mit allen wichtigen Infos zum Ablauf
  • Hilfe!-Seite: Über die Sinnhaftigkeit von Psychotherapie in akuten Krisen und bei chronischen, seelisch-psychischen Leiden
  • Psychotherapie-Seite: Mein Verständnis von einer guten, gelingenden Psychotherapie
  • Methoden-Seite: Überblick über die von mir eingesetzten psychotherapeutischen Methoden
  • Kontakt-Seite: Mit Adresse, Kontaktformular und Wegbeschreibung

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* Inspiriert hat mich dabei sicherlich Antoine de Saint-Exupéry mit seiner vielzitierten Weisheit: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“